Wirtschaftskompetenz fördern

Das Thema Wirtschaft im Unterricht zu behandeln ist sinnvoll, aber es ist nicht neu und wird bereits angeboten.

42. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin in der 16. Wahlperiode zum Antrag »Mehr Berlin in Europa – mehr Europa in Berlin (I): ein Beitrag zur Umsetzung der Lissabon-Strategie: mehr Wirtschaftskompetenz in die Schulen«

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Dragowski! Haben Sie das gewollt? – Na ja!

Der Antrag signalisiert: Die Europawahl steht bevor.

[Oliver Scholz (CDU): Das hätten Sie ja gar nicht gemerkt!]

Da sind Ideen gefragt. Der Antrag, so zeigt die Nummer an, ist der erste in einer Reihe und soll so etwas wie ein Auftakt sein. Ich glaube, viel Neues ist danach nicht zu erwarten. Und mit Europa – das haben schon andere gesagt – hat der Antrag nun außer in der Überschrift und in der Reihe – wahrscheinlich kommen dann noch II und III und IV und V bis zur Europawahl, aber so oft tagen wir gar nicht mehr – nicht viel zu tun.

[Oliver Scholz (CDU): Für die Linken ist Europa ein Unwort!]

– Da irren Sie sich! Dass wir eine Europawahl vor uns haben, das begrüße ich sehr, aber die haben wir auch ohne den Antrag, und auch in all ihrer Schönheit.

Mehr Wirtschaftskompetenz soll in die Schule, steht in der Überschrift. Die Schule solle mehr Wirtschaftskompetenz vermitteln, steht im Text. Das Thema ist bei der FDP nicht neu und auch sonst nicht. Vor gut einem Jahr – Sie haben es selbst gesagt – hat Herr Kollege Dragowski eine Kleine Anfrage zum Thema gestellt.

[Mirco Dragowski (FDP): Richtig!]

Die Antwort auf diese Kleine Anfrage ist im Prinzip auch die Antwort auf den Antrag. Sie verweist auf den Querschnittcharakter des Themas, auf den Umgang mit dem Thema Wirtschaft im Unterricht schon jetzt, auf die Projektarbeit, auf die vielfältigen Angebote, die hierfür bestehen, und darauf, in welcher Weise sie auf- und angenommen werden. In welcher Weise sie auf und angenommen werden, das liegt in der Entscheidungskompetenz der Schulen. Das ist auch richtig so.

Der Antrag folgt einem bekannten Muster. Es gibt eine Idee dazu, was die Schule über das Bisherige hinaus noch leisten soll. Der Senat wird beauftragt: Mach was dafür und berichte anschließend! – In der Praxis bewirkt das meistens wenig, stört allerdings auch nicht allzu sehr. Klar, es ist sinnvoll, den Schulen Anregungen, Materialien, Unterstützung zu geben und sie dann entscheiden zu lassen. Hierzu findet sich allerdings im FDP-Antrag nichts Neues.

Im Gegenteil: Die besondere Hervorhebung von Unternehmertum, von unternehmerischen Kompetenzen – meine Vorredner haben dazu schon etwas gesagt – bedeutet wohl eher Einseitigkeit und Einengung. Insofern beißt sich der Antrag auch mit dem Thema Eigenständigkeit der Schulen, das die FDP sonst – meist zu Recht – immer so hoch hält. Manchmal ist es aber so, dass die politische Symbolik einen flexiblen Umgang mit den eigenen bildungspolitischen Überzeugung erfordert. Soweit zur Sache, soweit das geht.

Symbolik ist aber wichtig, gerade in Zeiten wie diesen. Ich kann mir schon vorstellen, wie das gelaufen ist. Da saß die FDP an einem schönen, oder vielleicht nicht ganz so schönen Abend zusammen, und es wurde sinniert. Die Zeiten sind schlecht. Die CDU will Banken verstaatlichen. Die eigene Parteiprominenz fordert Subventionen, wie Herr Brüderle heute. Der Finanzmarkt ist übel beleumundet, und das Managertum ist auch nicht gerade en vogue. Was also tun? Da muss dagegen gehalten werden. Da muss mal wieder etwas Neoliberales gesagt werden, und wenn es auch nur symbolisch ist.

Deshalb wurde dieser Antrag wohl gestellt. Deshalb ist er dann auch abermals in den vergangenen Sitzungen vertagt worden, damit er heute kraftvoll als Priorität präsentiert werden kann. Der Europabezug scheint mir bei aller Kritik an der Lissabonstrategie, wie wir sie grundsätzlich haben, dann doch eher sehr bemüht. Insofern werden wir sehen, welche Anträge Sie zu diesem Thema noch stellen. Wenn dann die Reihe komplett ist, werden wir sie sicherlich auch, wie es im Bildungsausschuss – ich begrüße das nicht nur – üblich geworden ist, im Ganzen und im Paket behandeln. – Danke schön!

[Beifall bei der SPD]